
Seit November 2024 sind in vier rheinland-pfälzischen Museen umfassende Untersuchungen zur Aufdeckung von NS-Raubgut im Gange. Der Prozess, der von der Museumsgesellschaft Bad Dürkheim e.V. unterstützt wird, zielt darauf ab, die Provenienz historischer Objekte zu klären und gegebenenfalls restitutionswürdiges Kulturgut zu identifizieren. Am 10. Februar 2025 wurde der Erstcheck im Eifelmuseum Mayen eingeläutet, das eine Vielzahl von 20.000 Objekten beherbergt, die die Kultur- und Naturgeschichte der Eifel dokumentieren. Wochenblatt Reporter berichtet, dass die Untersuchung im Eifelmuseum vier Wochen dauern wird.
Bereits zwei Museen, das Roentgen-Museum Neuwied und das Stadtmuseum Bad Dürkheim, wurden einer sorgfältigen Überprüfung unterzogen. Im Roentgen-Museum wurden innerhalb von fünf Wochen Dokumentationsmaterial zu ausgewählten Objekten gesichtet. Verdachtsmomente umreißen verschiedene Objekte, darunter ein Aufsatzschreibtisch sowie ein Tafelklavier. Die Provenienzforscherin Dr. Katja Terlau ist maßgeblich an diesen Untersuchungen beteiligt und hat bereits einen Einzelbericht erstellt. Im Stadtmuseum Bad Dürkheim, das sich auf Heimat- und Regionalgeschichte fokussiert, spielen Objekte mit historischer Relevanz, unter anderem Fotografien der jüdischen Opernsängerin Rosa Maas, eine bedeutende Rolle.
Der Kontext der Provenienzforschung
Diese Initiativen erscheinen vor dem Hintergrund umfassender Bemühungen auf Bundesebene zur Aufarbeitung von NS-Kulturgutverlusten. Kulturgutverluste.de stellt fest, dass die Bundesregierung und die kommunalen Spitzenverbände sich auf der Washingtoner Konferenz von 1998 zur weiteren Suche nach NS-verfolgungsbedingt entzogenen Kulturgütern verpflichtet haben. Damit verbunden ist der Aufruf an öffentliche Einrichtungen, identifiziertes NS-Raubgut im Rahmen individueller Prüfungen zurückzugeben.
Auf politischer Ebene wurden in den letzten Jahren zahlreiche Maßnahmen zur Förderung der Provenienzforschung ergriffen. Zwischen 2008 und 2022 stellte die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien rund 88 Millionen Euro zur Verfügung. Für 2023 sind etwa 13 Millionen Euro für diesen Bereich eingeplant. Kulturstaatsministerin betont, dass die Identifikation und Aufklärung der Verlustumstände von Kulturgut eine zentrale Aufgabe der Provenienzforschung darstellt.
Das Projekt in Rheinland-Pfalz ist das erste seiner Art in der Region und wird durch das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste gefördert. Die Koordination erfolgt durch den Museumsverband Rheinland-Pfalz e.V., der mit einer geförderten Projektstelle für Provenienzforschung zusammenarbeitet. Die Ergebnisse der Untersuchungen werden nach Abschluss des Projekts öffentlich präsentiert, was transparent in den Umgang mit NS-Raubgut einfließen soll.
Unklar bleibt jedoch, wie viele Objekte aus dem Zeitraum von 1933 bis 1945 tatsächliche Provenienzlücken aufweisen. Die Einrichtung eines Internetangebots zur Veröffentlichung von Kulturgütern mit ungeklärter Herkunft wird in Erwägung gezogen, um Ansprüche von Berechtigten besser informieren zu können. Diese Maßnahmen sind Teil einer umfassenden Strategie, die darauf abzielt, das vermisste Kulturgut zurückzugeben und damit auch verstärkt auf die historische Verantwortung einzugehen.