
In der kleinen Gemeinde Falkenstein im Donnersbergkreis wird Ostern auf ganz besondere Weise gefeiert. Hier gibt es einen Brauch, bei dem die Kirchenglocken durch hölzerne Ratschen ersetzt werden. An Karfreitag und -samstag ziehen etwa 20 „Falkensteiner Klepperbuben“ durch die Straßen und benutzen Holzratschen, auch bekannt als Klepperteile. Dieser Brauch, der bis ins Jahr 1925 zurückreicht, ist nicht nur ein Zeichen des Glaubens, sondern auch eine lebendige Tradition, die mehrere Generationen umfasst.
Während der Stille von Gründonnerstag bis zur Nacht vor Ostersonntag, wenn die Glocken schweigen, versuchen die Klepperbuben, die Osterbotschaft zu verkünden. Sie rufen: „Das ist der Engel des Herrn, Ave Maria“ und kleppern mit ihren Ratschen, um die festliche Stimmung zu verbreiten. An Karfreitag ertönen die Ratschen dreimal am Tag: um 7, 12 und 18 Uhr, während es am Karsamstag nur ein Mal zu hören ist, nämlich um 7 Uhr.
Eine Tradition im Wandel
Die Tradition der Klepperbuben sah in den 1980er Jahren einen Rückgang, als der Nachwuchs ausblieb und die Brauchtumspflege gefährdet war. Doch im Jahr 2017 kam es zu einer Wiederbelebung, als viele Falkensteiner bei einer Geburtstagsfeier zusammenkamen, um über das Kleppern zu sprechen. Diese Initiative führte dazu, dass die Tradition erneut an Bedeutung gewann und von einem breiteren Teilnehmerkreis, einschließlich Mädchen und Frauen, gelebt wird.
Nach dem Kleppern ziehen die Buben mit einem Weidenkorb von Haus zu Haus, um Süßigkeiten, Ostereier oder Geld zu sammeln. Die Dorfbewohner freuen sich über den Besuch und singen gemeinsam ein Dankeslied. Ein Teil des gesammelten Geldes – etwa 1.000 Euro jährlich – kommt der Gemeinde zugute, der Rest wird unter den Klepperbuben verteilt. Im Vorjahr wurden mit diesen Spenden die Bänke der Gemeinde renoviert.
Ostern in Thüringen
Dazu gehören unter anderem die Ostermesse, gemeinsame Frühstücke, Osterspaziergänge sowie Eiersuchen und Osterfeuer. Eine traditionelle Prozession fand beispielsweise am Palmsonntag in Heiligenstadt statt, an der etwa 5000 Menschen teilnahmen, was die Bedeutung dieses Festes verdeutlicht. Diese Prozession hat mittelalterliche Wurzeln und ist Teil des immateriellen Kulturerbes der UNESCO.
Das Thema Freude ist integraler Bestandteil der Osterfeiern in Thüringen, das sich zum Beispiel in der Zunahme von Osterfeuern zeigt. Ein interessanter Brauch, der aus Sachsen stammt, ist das „Osterwasserholen“, bei dem junge Mädchen vor Sonnenaufgang Wasser holen. Zudem gibt es in vielen Regionen Bräuche, bei denen Pfarrer zu Beginn der Messe einen Witz erzählen, um die festliche Stimmung zu heben.
Die vielfältigen Traditionen, die in Thüringen praktiziert werden, sind ein schönes Beispiel für das kulturelle Erbe des Landes und tragen dazu bei, die Gemeinschaft in den Dörfern und Städten zusammenzubringen, ähnlich wie es die Klepperbuben in Falkenstein tun.