
Der Landesverband des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in Rheinland-Pfalz zieht sich vollständig aus der Krankenhausversorgung zurück. Diese Entscheidung betrifft zusätzlich zu den bereits im Dezember 2022 angekündigten fünf Kliniken, die Insolvenz anmeldeten, nun auch sechs weitere Klinikstandorte. Manuel González, Aufsichtsratsvorsitzender der Krankenhausgesellschaft und Landesvorstand des DRK in Rheinland-Pfalz, beschreibt den Rückzug als eine schwierige, jedoch notwendige Maßnahme. Der zuständige Landesverbandsausschuss und das Präsidium des DRK haben diesen Entschluss gefasst, um ihrer Verantwortung gegenüber Patienten und Mitarbeitenden nachzukommen, wie SWR.de berichtet.
Die nun betroffenen Klinikstandorte umfassen die Tageskliniken Bad Kreuznach und Worms, die Fachklinik Bad Neuenahr, das DRK Schmerzzentrum Mainz sowie die DRK Kamillus Klinik in Asbach im Westerwald. Dies führt zu einer alarmierenden Situation: Bereits im Dezember 2022 waren fünf weitere Kliniken in Alzey, Altenkirchen, Hachenburg, Kirchen und Neuwied von Insolvenz betroffen, was insgesamt 2.500 Arbeitsplätze gefährdete. Trotz der Insolvenz bleibt die Patientenversorgung an den betroffenen Standorten auf gewohntem medizinischem Niveau gesichert.
Wirtschaftliche Belastungen und politische Rahmenbedingungen
Die aktuellen wirtschaftlichen Belastungen spielen eine entscheidende Rolle in dieser Entwicklung. Die Kliniken sehen sich Millionenforderungen der Rheinischen Zusatzversorgungskasse gegenüber. Aufgrund dieser finanziellen Zwänge war das DRK nicht mehr in der Lage, die Verpflichtungen zur betrieblichen Altersversorgung für Teile der Belegschaft zu erfüllen. Ein zuvor erarbeitetes Sanierungskonzept konnte nicht umgesetzt werden, was die Insolvenz-Anträge zur Folge hatte, berichtet Ärzte Zeitung.
Der Rückzug des DRK aus der Krankenhauslandlandschaft geschieht in einem Kontext, der durch die Krankenhausreform der Ampel-Koalition geprägt ist. Diese Reform zielt darauf ab, die medizinische Versorgung zu verbessern, indem insbesondere kleinere Krankenhäuser stärker spezialisiert werden. Gesundheitsminister Karl Lauterbach bezeichnet die Reform als die größte Gesundheitsreform seit 20 Jahren. Ein zentrales element der Reform ist die Eingruppierung von Behandlungsarten in 65 Leistungsgruppen, mit dem Ziel, das Kliniksterben vor allem in ländlichen Regionen zu begrenzen. Es gibt jedoch Bedenken, dass viele Einrichtungen aufgrund zu hoher Kosten und Managementprobleme nicht überleben werden, wie Tagesschau.de erläutert.
Die Veränderungen in der Krankenhauslandschaft sind also nicht nur eine Folge des Rückzugs des DRK, sondern auch eine Reaktion auf die Missstände im gesamten Gesundheitssystem. Lauterbach plant, die Finanzierung der Reform über einen Transformationsfonds von 50 Milliarden Euro sicherzustellen. Die Sorge um die Zukunft der kleineren Krankenhäuser ist jedoch omnipräsent, und mit dem Rückzug des DRK wird diese Unsicherheit nur noch verstärkt.