
Die Digitalisierung der Stromnetze wird als Schlüssel zur Umsetzung der Energiewende immer wichtiger. Ab dem Jahr 2025 gelten für Netzbetreiber verpflichtende Ausbauquoten, die sich als herausfordernd erweisen könnten. Diese neuen Anforderungen haben dazu geführt, dass der Fokus bisher vor allem auf Messstellen mit hohem Energieverbrauch lag, wie etwa bei Elektroautos oder Wärmepumpen. Jan-Frederic Graen, Mitbegründer des Unternehmens peerMetering, betont jedoch die Notwendigkeit, auch alle Haushalte digital anzuschließen. Ein entscheidender Schritt in diese Richtung wird durch Änderungen im Messstellenbetriebsgesetz unterstützt, die es attraktiv machen, intelligente Messsysteme einzubauen, insbesondere in Haushalten mit geringerem Verbrauch.
Eine bemerkenswerte Entwicklung ist die Erhöhung der POG-Umlage für moderne Messeinrichtungen. Diese Maßnahme zielt darauf ab, den Einbau in Haushalten mit geringem Verbrauch zu fördern. PeerMetering selbst hat sich als Lösung für die Digitalisierung von Mehrparteienhäusern hervorgetan. Das ursprüngliche Konzept stammt aus einem Hackathon, der 2019 von den Stadtwerken Osnabrück organisiert wurde. Graen und sein Team entwickelten dabei eine kostengünstige Strategie zur Digitalisierung von Messstellen.
Regulatorische Veränderungen und ihre Auswirkungen
Im Jahr 2023 wurde ein neuer Ansatz gemäß den regulatorischen Vorgaben entwickelt. Die erfolgreiche Zusammenarbeit mit den Stadtwerken Osnabrück, smartOPTIMO und SmartCityHouse Osnabrück führte zur Gründung von peerMetering. Das Pilotprojekt, das auf dem Campus der Stadtwerke Osnabrück durchgeführt wird, zeigt die technische und wirtschaftliche Umsetzbarkeit einer neuen Technologie. In diesem Pilotversuch wurden 30 Stromzähler über Distanzen von bis zu 200 Metern mit nur einem Gateway verbunden.
Daniel Mentrup, Mitgründer und CTO von peerMetering, bringt umfangreiche Erfahrungen in Produktentwicklung und Softwarearchitektur in das Unternehmen ein. Die Firma arbeitet derzeit daran, ihre Lösung zu zertifizieren, wobei die PTB-Baumusterprüfung und die CE-Zertifizierung bis zum Frühjahr 2025 abgeschlossen sein sollen. Ihre Lösung wird außerdem an weitere Zählertypen angepasst und Testkits für Netzbetreiber angeboten, damit diese die Technologie in ihren eigenen Netzen testen können.
Markteintritt und zukünftige Entwicklungen
Die Gründer von peerMetering planen, nach Abschluss der Zertifizierungsphase den deutschlandweiten Verkauf ihrer Produkte zu starten. Diverse Pilotaufbauten bei interessierten Stadtwerken sind bereits in Vorbereitung. Graen und Mentrup unterstreichen die Bedeutung eines tiefen Marktverständnisses und starker Partnerschaften für die erfolgreiche Entwicklung ihrer Produkte.
Die gesetzlichen Rahmenbedingungen und die derzeitige Marktlage scheinen einen günstigen Zeitpunkt für den Markteintritt von peerMetering zu bieten. Das Gesetz zum Neustart der Digitalisierung der Energiewende, das am 27. Mai 2023 in Kraft trat, zielt darauf ab, den Einbau von Smart-Metern zu beschleunigen und somit die Digitalisierung der Energieversorgung voranzutreiben. Dies wird durch die Abschaffung der Notwendigkeit von Freigaben durch das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) und durch einen verbindlichen Rolloutfahrplan bis 2030 unterstützt.
Ab 2025 wird der Einbau intelligenter Messsysteme für Haushalte mit einem Jahresstromverbrauch von über 6.000 kWh oder für Photovoltaikanlagen über 7 kW verpflichtend sein. Bis 2030 sollen alle entsprechenden Abnehmer mit Smart-Metern ausgestattet werden. Verbraucher mit geringerem Stromverbrauch haben zudem das Recht auf den Einbau eines Smart-Meters. Diese Entwicklungen versprechen nicht nur eine verbesserte Überwachung der Netzauslastung für Netzbetreiber, sondern auch Vorteile für die Verbraucher, die durch dynamische Tarife von günstigeren Preisen profitieren können.
Insgesamt zeigt sich, dass die Digitalisierung der Stromnetze nicht nur technische Herausforderungen mit sich bringt, sondern auch erhebliche Chancen für die zukünftige Entwicklung der Energieversorgung in Deutschland eröffnet. Der erfolgreiche Abschluss der Zertifizierung von peerMetering könnte ein weiterer wichtiger Schritt in dieser Richtung sein, um das digitale Energienetz in Deutschland zu stärken.
Für weitere Informationen lesen Sie bitte, wie Starting-Up über die innovative Lösung von peerMetering berichtet oder erkunden Sie die Details des Bundesregierung zu den aktuellen gesetzlichen Rahmenbedingungen der Energiewende.