
In Deutschland zeichnen sich besorgniserregende Entwicklungen auf dem Eiermarkt ab. Immer mehr niederländische Bauern geben ihre Hühnerbetriebe auf, verursacht durch staatliche Förderungen zur Schließung von Höfen, die zur Umweltentlastung beitragen sollen. Dies könnte zu einer erheblichen Knappheit an Eiern führen, denn ein großer Teil der Eier, die in Deutschland konsumiert werden, stammt aus den Niederlanden. Hans-Peter Goldnick, Präsident des Bundesverbands Ei, berichtet, dass bis zu 20 Prozent der Eierimporte aus den Niederlanden wegfallen könnten, was etwa fünf Prozent des gesamten Eiermarkts in Deutschland entspricht. Diese Abnahme wird besonders spürbar, da täglich rund 13 Millionen Eier aus den Niederlanden nach Deutschland geliefert werden.
Die Ursache für die Schließungen ist die Prekarität der Landwirtschaft in den Niederlanden, wo hohe Stickstoffemissionen aus der Agrarwirtschaft negativen Einfluss auf das Grundwasser, das Klima und die Tierwelt haben. Um den Verlust an Eiern auszugleichen, müsste Deutschland etwa zwei Millionen zusätzliche Hennen halten. Allerdings gestaltet sich der Bau neuer Hühnerställe als schwierig, da die öffentliche Akzeptanz oft fehlt.
Preisanstieg und Nachfragesituation
Die Preise für Eier haben bereits spürbare Steigerungen erfahren. Branchenkenner berichten jedoch, dass die Gefahr einer Versorgungsengpass am Osterfest gering ist. Lasse Brandt, Chef der Eierpackstation Hoppenrade, hat eine unnormale Nachfrage erlebt – typischerweise sinkt die Nachfrage nach den Weihnachtsfeiertagen, in diesem Jahr jedoch blieb sie konstant. Diese Situation hat dazu geführt, dass die Eierproduktion im ersten Quartal heruntergefahren wurde, um ältere Legehennen auszustallen.
Goldnick erklärt die Preissteigerungen durch das geringere Angebot und die spezielle Situation im Hühnerstallsektor. In Europa gab es vereinzelt Ausbrüche der Vogelgrippe, was zu Zwangsschlachtungen und damit ebenfalls zu einem Rückgang der Eierproduktion führte. Die Jahresnachfrage pro Kopf ist von 238 auf 244 Eier gestiegen, was zusätzlichen Bedarf von etwa 640 Millionen Eiern bedeutet.
Lieferverträge und Marktreaktionen
Trotz der Herausforderungen warnt Goldnick davor, von einem Eiernotstand zu sprechen. Große Lebensmittelketten haben langfristige Lieferverträge, was die Versorgungssicherheit teilweise gewährleistet. Preissprünge sind zumeist nur am Spotmarkt zu beobachten, während Endverbraucher diese Preiserhöhungen selten direkt spüren. In den USA hingegen stiegen die Spotpreise für Eier von über 2 US-Dollar auf 8 US-Dollar und fielen dann wieder unter 5 US-Dollar. Diese US-Eierkrise hat jedoch nur geringe Auswirkungen auf den europäischen Markt, da nur ein kleiner Teil dieser Nachfrage dorthin gelangt.
Die Unsicherheiten auf dem Markt führen zudem zu einer steigenden Nachfrage nach kurzfristigen Lieferungen. Kleinere und regionale Anbieter könnten eine wichtige Rolle einnehmen, um Engpässe abzufedern. Die Deutsche Eiervertriebsgesellschaft verzeichnete ein Allzeithoch der Preise in Kalenderwoche 10. Ein Appell an Hersteller, ihre Bestände gegen die Vogelgrippe zu schützen, ist essenziell, da eine Normalisierung der Marktsituation nicht in Sicht ist.
Aufgrund der wachsenden Herausforderungen in der Eierproduktion und den Importen aus den Niederlanden könnte die Lage auf dem Markt in naher Zukunft weitere Schwierigkeiten bereiten. Verbraucher sollten sich auf potenzielle Preissteigerungen im Supermarkt einstellen und den Markt aufmerksam beobachten.
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