
Vulcan Energy hat am Schleidberg in der Nähe von Landau mit dem Aufbau eines Bohrturms begonnen. Dieser Schritt markiert den Start eines ambitionierten Projekts, das nicht nur die Tiefenwassernutzung für die Fernwärmeversorgung zum Ziel hat, sondern auch die Gewinnung von Lithium. Der Bohrplatz wird als Teil des Projekts „Lionheart“ entwickelt, das neben der geothermischen Energiegewinnung auch eine bedeutende Rolle in der Lithiumproduktion spielt.
In der ersten Phase des Projekts plant Vulcan, jährlich rund 24.000 Tonnen Lithiumhydroxidmonohydrat (LHM) zu produzieren. Diese Menge reicht aus, um etwa 500.000 Elektrofahrzeugbatterien pro Jahr herzustellen. Geplant ist, die Bohrarbeiten im zweiten Quartal 2025 zu starten, vorausgesetzt, die Tests zur Inbetriebnahme verlaufen erfolgreich.
Technologie und Infrastruktur
Die für die Bohrungen vorgesehene elektrische Bohranlage hat eine beeindruckende Leistung von 2500 PS sowie eine Hakenlastkapazität von 550 Tonnen. Zudem ist sie mit einem Hochdruck-Pumpsystem ausgestattet, das Drücke von bis zu 7.500 psi erreichen kann, was sie für die anspruchsvollen Anforderungen der Tiefenbohrung ideal macht.
In der gleichen Zeit hat Vulcan auch die erste Produktion von batterietauglichem Lithiumhydroxidmonohydrat in Europa erfolgreich gestartet. Der gesamte Herstellungsprozess erfolgt ohne fossile Brennstoffe, was dem Ziel einer nachhaltigen und umweltfreundlichen Rohstoffproduktion entspricht. Die Lithiumextraktion findet in der Lithiumextraktions-Optimierungsanlage (LEOP) in Landau statt, wo aus dem Thermalwasser des Oberrheingrabens hochreines Lithiumchlorid-Konzentrat gewonnen wird.
Bedeutung für die Rohstoffunabhängigkeit
Die Schaffung dieser Produktionskapazitäten wird als wichtiger Schritt betrachtet, um die Rohstoffunabhängigkeit Europas zu stärken und die grüne Mobilitätswende zu unterstützen. Die ersten Lithiumprodukte werden bereits von namhaften Abnehmern wie Stellantis, Renault, LG und Umicore getestet. In der Folge soll die kommerzielle Produktionsanlage im Industriepark Höchst in Frankfurt-Höchst gebaut werden, in der Nähe der Kunden von Vulcan.
Parallel zu diesen Entwicklungen werden verschiedene Verfahrensansätze zur Lithium-Gewinnung aus Thermalwasser erforscht. Das Projekt „ThermIon“ zielt auf eine umweltfreundliche und wirtschaftlich attraktive Extraktionstechnologie. Dabei wird die gesamte Prozesskette von der Behandlung der Sole bis zur Rückführung der verwendeten Flüssigkeiten betrachtet. Zu den Herausforderungen gehören die selektive Lithiumextraktion ohne Störung des geochemischen Gleichgewichts sowie die Vermeidung des Ausfalls weiterer Inhaltsstoffe, die technologische Risiken für die Geothermieanlagen mit sich bringen könnten.
Forschung und Entwicklung
Das Fraunhofer ISE leitet das Projekt und arbeitet mit verschiedenen Partnern zusammen, um die Technologien weiterzuentwickeln. Dazu gehören die Deutsche ErdWärme GmbH und die Universität Bremen. Das Projekt erhält Unterstützung vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) in Höhe von rund 2,6 Millionen Euro für einen Zeitraum von drei Jahren. Dr. Joachim Koschikowski, der Projektleiter, zeigt sich optimistisch hinsichtlich der Funktionalität der entwickelten Verfahren im größeren Maßstab.
Insgesamt zeigen diese Entwicklungen das Potenzial der Geothermie als Quelle für Lithium und andere Wertstoffe und die Möglichkeit, die Ressourcensituation in Europa durch innovative Ansätze zu verbessern. Während Vulcan Energy seine Projekte vorantreibt, arbeiten die Partner an der Entwicklung effizienter und nachhaltiger Technologien zur Lithiumgewinnung, die dazu beitragen sollen, die Energie- und Mobilitätswende in Europa entscheidend zu unterstützen.