
Im Sommer 2024 kam es in den Medien zu einem bemerkenswerten Trend unter der Generation Z: Viele junge Menschen beginnen, auf sogenannte Dumbphones umzusteigen – Handys, die keinen Zugang zum Internet oder zu sozialen Medien bieten. Diese Rückkehr zu einfacheren Mobiltelefonen hat verschiedene Gründe, und die Autorin einer aktuellen Untersuchung hat sich auf die Suche nach der Wahrheit hinter diesem Hype begeben. Sie begann ihr Experiment mit einem pinken Barbie-Klapphandy, nachdem sie ihr iPhone zur Seite gelegt hatte.
Am 12. Januar 2025 startete die Autorin ihr Experiment, das ihr die Herausforderungen und Freuden eines Lebens ohne die ständige Präsenz eines Smartphones näherbringen sollte. Besonders anfangs hatte sie Schwierigkeiten, auf ihre über das iPhone gespeicherten Kontakte zuzugreifen. Während ihre Kolleginnen das Klapphandy als stylisch empfanden und es für Gesprächsstoff sorgte, kämpfte sie mit der technischen Umstellung. Am ersten Tag bereits musste sie feststellen, dass die 2-Faktor-Authentifizierung ihrer Dienste ohne die entsprechende App auf ihrem iPhone nicht funktionierte.
Der Reiz der Einfachheit
Die Autorin konnte bei ihrem Experiment keine Podcasts oder Musik über Streaming-Dienste hören, sondern war auf das Radio mit Kabel-Kopfhörern angewiesen. Im Verlauf der Woche gewöhnte sie sich zunehmend an das Dumbphone, hatte jedoch große Schwierigkeiten beim Tippen von SMS und vermisste Emojis. Ab dem zweiten Tag trug sie ihr iPhone zusätzlich bei sich, um wichtige Apps nutzen zu können, und erlebte ein gewisses Chaos beim Merken von Abfahrtszeiten und Haltestellen, da sie keine digitale Unterstützung hatte. An einem Freitagabend beispielsweise musste sie die Zugverbindung zur Boulderhalle auf ihrem Arbeitsrechner recherchieren, bevor sie sich die Haltestellen eigenständig einprägte.
Am Wochenende ignorierte sie bewusst ihr Dumbphone während des Geburtstags ihres Partners und fühlte sich dabei befreit. Ihr Fazit fiel ambivalent aus: Während der Verzicht auf soziale Medien und digitale Kommunikation als befreiend empfunden wurde, erschien das Dumbphone nicht als notwendiges Werkzeug, um weniger online zu sein.
Eine größere Bewegung
Dokumente und Berichte zeigen, dass die Beziehung zwischen den Digital Natives und der modernen Technologie komplex ist. Ein erheblicher Teil der Generation Z scheint eine „vernetzte“ Lebensweise abzulehnen und orientiert sich stattdessen stärker an einem offline, vintage-inspirierten Lebensstil. Berichte des Wall Street Journal und anderer Quellen belegen, dass immer mehr Jugendliche alte Handys verwenden, um dem ständigen Lärm der digitalen Welt zu entfliehen. Diese Bewegung wird nicht nur in Deutschland, sondern auch in den USA sichtbar. Dort zeigt sich ein Anstieg der Verkaufszahlen für Dumbphones: Über 2,8 Millionen sollen allein im Jahr 2023 verkauft werden.
Influencer, wie Jose Briones, berichten, dass viele jüngere Menschen sich der negativen Folgen einer übermäßigen Bildschirmnutzung bewusst werden und aktiv gegensteuern wollen. Das bewusste Streben nach weniger Bildschirmzeit und mehr Achtsamkeit ist für viele der Generation Z zentral, wie auch Kira, eine 22-jährige Studentin, berichtet: Sie sieht in ihrem Tastenhandy eine Entscheidung für ihre mentale Gesundheit.
Experten, darunter Zukunftsforscher und Internetsoziologen, verfolgen diesen Trend mit großem Interesse. Sie argumentieren, dass es sich dabei um einen Teil eines größeren gesellschaftlichen Wandels handelt. Stephan Humer, ein Internetsoziologe, betont die Notwendigkeit von Medienkompetenz in einer Zeit, in der zahlreiche junge Menschen versuchen, die Kontrolle über ihre digitale Präsenz zurückzugewinnen.
Insgesamt zeigt sich, dass der Trend zu Dumbphones nicht nur ein vorübergehendes Phänomen ist, sondern tiefere Bedürfnisse in der Generation Z widerspiegelt. Immer mehr Menschen suchen nach Möglichkeiten, um der ständigen Erreichbarkeit und den negativen Auswirkungen von sozialen Medien zu entkommen. Experten sind sich jedoch einig, dass die Rückkehr zu traditionalen Mobiltelefonen allein nicht die Lösung aller digitalen Herausforderungen ist.