
Yvonne Braum ist eine begeisterte Falknerin, die seit drei Jahren mit ihrem Wüstenbussard Bowie zusammenarbeitet. Der 12-jährige Vogel gilt als erfahrener Jagdvogel und das Duo geht regelmäßig, drei- bis viermal pro Woche, auf Beizjagd. Die Beizjagd ist eine alte Jagdmethode, die seit über 4.000 Jahren praktiziert wird und sich durch den Einsatz von Greifvögeln auf frei lebende Wildtiere auszeichnet. Besonders in Deutschland sind für diese Jagdmethode verschiedene Greifvogelarten gesetzlich zugelassen, darunter Wüstenbussarde und Habichte.
Das gemeinsame Jagdrevier von Braum und Bowie liegt in der Kaiserpfalz bei Ingelheim, wo die Falknerin insbesondere Rabenkrähen jagt. Diese Jagd ist von August bis Februar erlaubt, um die Überpopulation der intelligenten Rabenkrähen zu verringern. Das Training und die Fähigkeit, Beizjagd erfolgreich auszuüben, erfordern allerdings viel Zeit und Hingabe. Braum beschreibt die Vorbereitung auf die Beizjagd als vergleichbar mit dem Training für einen Marathon, bei dem das richtige Sport- und Ernährungsprogramm entscheidend ist.
Falknerei als immaterielles Kulturerbe
Die UNESCO erklärte die Falknerei 2010 zum immateriellen Kulturerbe. Diese alte Kunstform hat sich trotz technischer und medizinischer Fortschritte über Jahrtausende hinweg kaum verändert. Die Grundprinzipien der Falknerei blieben gleich, wobei modernes Tierschutzbewusstsein und ethologische Erkenntnisse heute eine Rolle spielen. In Deutschland dürfen nur die Arten Habicht, Steinadler und Wanderfalke als Beizvögel genutzt werden. Um mit diesen Tieren jagen zu können, benötigen Falkner nicht nur einen Jagdschein, sondern müssen auch eine spezielle Falknerprüfung ablegen – eine doppelte Prüfungspflicht, die weltweit nur in Deutschland existiert.
Die Haltung von Beizvögeln ist genau geregelt, wobei beispielsweise Zuchtvolieren, Mauserkammern und Schauvolieren eine Baugenehmigung erfordern. Zudem können Beizvögel in Flugdrahtanlagen gehalten werden, die ihnen mehr Bewegungsfreiheit bieten und die Gesundheit des Gefieders fördern. Diese Arten der Haltung sind eine gute Alternative zur herkömmlichen Anbinde- oder Volierenhaltung.
Herausforderungen und Verantwortung
Für eine erfolgreiche Beizjagd ist die Ernährung des Greifvogels von großer Bedeutung. Die Fütterung sollte abwechslungsreich und auf das jeweilige Beutespektrum abgestimmt sein, was beispielsweise Eintagsküken, gezüchtete Ratten, Mäuse, Kaninchen und andere Kleintiere umfasst. Diese Versorgung trägt zur Gesundheit des Beizvogels bei und berücksichtigt dessen Kalziumbedarf.
Insgesamt ist die Falknerei jedoch ein zeitaufwendiges Hobby, das viel Training erfordert. Während nur wenige Menschen in Deutschland die Beizjagd praktizieren, ist Braum eine der wenigen Falknerinnen im Kreis Mainz-Bingen, die diese traditionelle Jagdform mit Leidenschaft und Hingabe betreibt. Die Jagd selbst ist eine Herausforderung, da Tiere wie Rabenkrähen besonders clever sind und schnell auf die Gefahr reagieren, weshalb Braum besonderen Wert auf das Training und die Kontrolle ihres Vogels legt.
Die Kunst der Falknerei wird somit nicht nur als Handwerk geschätzt, sondern auch als Teil des kulturellen Erbes, das es zu bewahren gilt. Das Wissen um die Tradition und die respektvolle Behandlung der Tiere prägen die Philosophie von Falknern wie Yvonne Braum, die ihren Platz in dieser faszinierenden Welt gefunden haben.