
In Deutschland warten über 8.000 Menschen auf ein lebensrettendes Spenderorgan. Während die Zahl der Organspender im Jahr 2024 einen leichten Rückgang verzeichnete, bleibt die Thematik der Organspende drängend und komplex. Jährlich spenden etwa 900 Menschen Organe, trotzdem liegen die Spenderzahlen in Rheinland-Pfalz und Hessen unter dem Bundesdurchschnitt. Gesundheitsminister Clemens Hoch hebt die Unterschiede im Bedarf und Angebot zu östlichen Bundesländern hervor, wo die Spenderkultur ausgeprägter zu sein scheint. Diese Erkenntnisse wurden auf der Jahrestagung der Deutschen Stiftung Organtransplantation präsentiert, die auch in Mainz stattfand, wie Antenne Mainz berichtet.
Die Problematik wird durch die Tatsache erschwert, dass die meisten Entscheidungen zur Organspende von den potenziellen Spendern selbst getroffen werden. Falls keine Entscheidung getroffen wurde, müssen die Angehörigen den oft schweren Entscheidungsprozess übernehmen. Statistisch entschieden Angehörige in 74 % der Fälle gegen eine Organspende, wenn der Willen des Verstorbenen nicht bekannt ist. Ein Grund für diese Ablehnung kann mangelnde Information oder eine ablehnende Haltung zur Organspende sein. Rheinland-Pfalz plädiert daher für eine Widerspruchsregelung, die besagt, dass jeder Mensch automatisch als Organspender gilt, es sei denn, er hat aktiv widersprochen.
Widerspruchslösung: Ein umstrittenes Thema
Gesundheitsminister Karl Lauterbach bezeichnet die Widerspruchslösung zur Erhöhung der Organspenderate als „alternativlos“. Er glaubt, dass das aktuelle System der Entscheidungslösung, bei dem eine ausdrückliche Zustimmung erforderlich ist, zu viele potenzielle Spender ausschließt. Ein Gesetzesantrag zur Widerspruchslösung könnte im Bundesrat eingebracht werden, um die Situation zu verbessern, berichtet Tagesschau.
Verdienen daher die Vergleiche mit anderen Ländern, wie Spanien, besondere Beachtung? Spanien hat bekanntlich eine Widerspruchslösung und stellt eine der höchsten Organspenderaten weltweit auf. Dort liegt die Spendenquote bei 48,9 pro Million Einwohner – verglichen mit lediglich 11,4 in Deutschland. Dies hat die Diskussion um die Widerspruchslösung neu entfacht, obwohl statistische Analysen zeigen, dass der Unterschied zwischen Ländern mit Widerspruchs- und solchen mit Zustimmungslösung nicht signifikant ist. Eine Umfrage zeigt, dass 84 % der Deutschen eine positive Einstellung zur Organspende haben, jedoch nur 40 % im Besitz eines Organspendeausweises sind.
Aktuelle Zahlen und Ausblick
Laut der Deutschen Stiftung Organtransplantation wurden im Jahr 2024 2.854 Organe postmortal entnommen, was im Vergleich zu 2023 (2.877) einen leichten Rückgang darstellt. Dennoch konnten 2.902 schwerkranken Menschen durch Organspenden geholfen werden. Dabei verliehen 953 Menschen in Deutschland 2024 Organe, während 8.260 Menschen auf der Warteliste für eine Transplantation standen, wie Apotheken Umschau berichtet.
Der medizinische Vorstand der DSO, Axel Rahmel, betont die Notwendigkeit umfassender Aufklärung und Schulung des Klinikpersonals, um die Organspendezahlen zu steigern. Zudem fordert er einen kulturellen Wandel, um das Bewusstsein für Organspenden in der Gesellschaft zu erhöhen. Er sieht in der Widerspruchslösung eine wichtige Unterstützung auf diesem Weg, um mehr Menschen eine Überlebenschance zu bieten.