Mainz

Kliniken in Rheinland-Pfalz vor dem Aus: DRK zieht sich zurück!

Die finanzielle Belastung im Gesundheitssektor hat ein neues dramatisches Kapitel erreicht: Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) hat Insolvenz für alle Klinikstandorte in Rheinland-Pfalz angemeldet und zieht sich aus dem Klinikgeschäft zurück. Die Entscheidung betrifft insgesamt elf Standorte, darunter die DRK-Schmerzklinik in Mainz. Diese Entwicklung ist nur ein Teil der wachsenden Krise, die viele Krankenhäuser in Deutschland betrifft. Diese Herausforderungen sind vor allem durch wirtschaftliche Unsicherheiten und unzureichende gesundheitspolitische Rahmenbedingungen bedingt.

Das DRK war Betreiber von elf Kliniken mit rund 4.200 Beschäftigten, die jährlich mehr als 80.000 Patienten versorgten. Die betroffenen Standorte liegen überwiegend in ländlichen Regionen, darunter auch Worms, Alzey und Bad Kreuznach. Bereits im Jahr 2024 hatte die gemeinnützige Krankenhausgesellschaft Rheinland-Pfalz eine Finanzkrise erlebt und ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung eingeleitet. Verhandlungen mit der Rheinischen Zusatzversorgungskasse (RZVK) scheiterten, was schließlich zu Forderungen in Millionenhöhe führte und ein Sanierungskonzept zum Scheitern brachte.

Der aktuelle Stand des Insolvenzverfahrens

Am 6. Dezember 2024 meldete das DRK Insolvenz an, nachdem bereits fünf Kliniken in Insolvenz gewesen waren. Am 7. Februar 2025 wurde dem vorläufigen Insolvenzverfahren durch das Amtsgericht Mainz zugestimmt. Trotz der Insolvenzanmeldung bleibt die medizinische Versorgung an allen Standorten während des Verfahrens gesichert. Ambulante und stationäre Behandlungen werden weiterhin durchgeführt. Die Dauer des Insolvenzverfahrens beträgt in der Regel etwa drei Monate, sodass die Zukunft der Standorte ungewiss bleibt.

Der Geschäftsführer der Landeskrankenhausgesellschaft bezeichnete diese Situation als historisch und kritisierte die unzureichende Finanzierung durch die Politik. Gesundheitsminister Clemens Hoch äußerte Bedauern über den Rückzug, betonte jedoch, dass keine finanzielle Unterstützung für insolvente Kliniken bereitgestellt werde. Die CDU-Opposition übte scharfe Kritik an der Landesregierung und warnt vor einem möglichen Kliniksterben. Unsere Gesundheitspolitik steht auf der Kippe, fordert ÖDP-Politiker grundlegende Reformen im Krankenhaussystem.

Die breitere Krise im Krankenhauswesen

Diese Insolvenz ist Teil einer umfassenden Krise im deutschen Krankenhauswesen. Eine Umfrage der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) offenbart, dass fast 65 Prozent der Kliniken in Rheinland-Pfalz Verluste verzeichnen. Der aktuelle Zustand der finanziellen Lage vieler Krankenhäuser ist alarmierend, wie DRK-Präsidentin Gerda Hasselfeldt feststellt. Fast jedes sechste Krankenhaus des DRK ist insolvent – in Rheinland-Pfalz sind es fünf, in Hessen eines der insgesamt 38 DRK-Betreibungen.

Die OECD hat festgestellt, dass Deutschland pro Kopf mehr für Krankenhäuser ausgibt als jedes andere europäische Land, abgesehen von Österreich. Das Defizit der Kliniken übersteigt mittlerweile 14 Milliarden Euro, wobei rund 80 Prozent der Krankenhäuser in den roten Zahlen sind. Die Krankenhausreform von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach, die eine stärkere Spezialisierung der Kliniken vorsieht, könnte stattdessen die Lage weiter verschärfen, indem sie zu weniger Krankenhäusern und längeren Anfahrtswegen für Patienten führt. Kritiker warnen, dass ohne Reformen bis 2030 25 Prozent der Krankenhäuser insolvent werden könnten.

In diesem Kontext werden auch die hohen bürokratischen Hürden, die einen erheblichen finanziellen Druck auf die Kliniken ausüben, zunehmend problematisiert. Die Bürokratie kostet Deutschland so viel, dass sie 60.000 volle Klinikarztstellen entspricht – ein unverhältnismäßig hoher Preis für das Gesundheitssystem, das sich ohnehin an der Schmerzgrenze befindet.

Die Gesundheitspolitik in Rheinland-Pfalz steht also vor grundlegenden Herausforderungen, die nicht nur lokale, sondern auch nationale Dimensionen annehmen könnten. Es bleibt abzuwarten, ob und wie sich die politischen Entscheidungsträger und das DRK aus dieser prekären Lage befreien werden.

Statistische Auswertung

Beste Referenz
mainzund.de
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zdf.de
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tagesschau.de

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