
In Mainz ist es nun untersagt, Mähroboter nachts und in der Dämmerung zu betreiben. Dieses neue Verbot zielt darauf ab, die heimischen Igel zu schützen, die durch die automatisierten Rasenmäher einer großen Gefahr ausgesetzt sind. Die Stadtverwaltung hat festgestellt, dass Igel oft schwere und oftmals tödliche Schnittverletzungen erleiden, wenn sie von Mährobotern erfasst werden. Besonders verletzungsanfällig sind die kleinen Tiere, da sie sich bei Gefahr zusammenrollen, anstatt zu fliehen. Das Verbot gilt eine halbe Stunde vor Sonnenuntergang bis eine halbe Stunde nach Sonnenaufgang. Tagsüber hingegen dürfen Mähroboter ohne Einschränkungen betrieben werden. Bei Nichteinhaltung des Verbots drohen Bußgelder. Städte wie Köln und Göttingen haben ähnliche nächtliche Betriebsverbote für Mähroboter erlassen, um den Igelbeständen zu helfen, die in den letzten Jahren stark zurückgegangen sind.
Laut izw-berlin.de dokumentiert das Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung zahlreiche Fälle von Schnittverletzungen an Igeln, die durch Mähroboter verursacht werden. Die Zahlen sind alarmierend – seit Beginn des Frühjahrs steigt die Anzahl gravierender bis tödlicher Verletzungen signifikant an. Igel-Auffangstationen berichten von einem Anstieg der Fälle um 30 bis 50 Prozent. Dies steht vermutlich in direktem Zusammenhang mit einem jährlichen Anstieg der Mähroboter-Verkäufe um 12 Prozent. Wissenschaftliche Studien belegen, dass die gängigen Mähroboter keine Klein- und Wildtiere erkennen können, was zu erheblichen Verletzungen führt.
Überforderung der Igelstationen
Die ehrenamtlichen Igelstationen sind zunehmend überfordert. Angesichts der steigenden Zahl von Verletzungen sind sie physisch, psychisch und finanziell am Limit. Viele Igel mit Schnittverletzungen werden nicht rechtzeitig gefunden oder gemeldet, was die Dunkelziffer weiter erhöht. Dr. Anne Berger vom Leibniz-IZW schätzt, dass die tatsächliche Zahl der Fälle erheblich höher sein könnte als bekannt. Um diese Dramatik zu bekämpfen, fordert die „Igel-Initiative BRD“, die im Mai 2023 gegründet wurde, ein verstärktes politisches Handeln. Dazu gehört unter anderem eine staatliche Übernahme der Tierarztkosten sowie die Einführung eines generellen Verbots von Mährobotern während der Nachtstunden.
Die stetig sinkenden Bestände der Igel haben auch alarmierende Ausmaße angenommen. Bereits 2020 wurde der Igel auf die Vorwarnliste der Bundesdeutschen Roten Liste gesetzt. Der Schutz dieser Tiere erfordert daher zügige Maßnahmen, insbesondere, da technische Lösungen zur Erkennung von Igeln durch Mähroboter noch in der Entwicklungsphase sind und noch nicht marktreif sind. Die Problematik hat durch den Anstieg der Mähroboter-Nutzung eine neue Dringlichkeit erhalten und erfordert eine umfassende Aufklärungsarbeit in der Politik und der Gesellschaft.