Der Streit zwischen der Schützengesellschaft Hambach und den Anwohnern der Schießanlage in Neustadt, der seit Jahrzehnten besteht, hat vor dem Amtsgericht Neustadt eine neue Wendung genommen. Die Klage der Schützengesellschaft war in Teilen erfolgreich, was die rechtlichen Auseinandersetzungen um die Schießanlage nicht beendet, aber doch in eine neue Phase führt. Diese Verhandlung ist exemplarisch für die bestehenden Spannungen zwischen sportlichen Traditionen und den Belangen der Anwohner.
Die Schützengesellschaft Neustadt, die bis ins 13. Jahrhundert zurückreicht, hat eine lange und stolze Geschichte. Am 3. August 1485 fand das erste Schützenfest in Neustadt statt, während die Stadt zu diesem Zeitpunkt bereits 210 Jahre Stadtrechte genoss. Diese traditionsreiche Gesellschaft, die über Jahrhunderte hinweg einen zentralen Platz im gesellschaftlichen Leben der Stadt einnahm, wurde Anfang des 19. Jahrhunderts als erster eingetragener Verein in Neustadt dokumentiert.
Aktuelle Struktur und Herausforderungen
Die Schützengesellschaft betreibt heute zahlreiche moderne Standanlagen, wie eine Kompressionshalle für Luftgewehr, Luftpistole und Armbrust sowie verschiedene andere Stände für unterschiedliche Disziplinen. Aufgrund der Lage in einem Wohngebiet gibt es jedoch Einschränkungen bei den Disziplinen. Die Öffnungszeiten sind mittwochs von 18:00 bis 21:00 Uhr, samstags von 13:00 bis 16:00 Uhr und sonntags von 9:30 bis 12:00 Uhr. Solche Einschränkungen spiegeln die Herausforderungen wider, mit denen die Gesellschaft aufgrund der Nähe zur Wohnbebauung konfrontiert ist.
Sportliche Erfolge der Schützengesellschaft sind ebenfalls bemerkenswert. Im Februar 2024 wurden Jens Kühner und Thomas Anspach als Kreisschützenkönig und 2. Ritter geehrt. Zudem qualifizierten sich Pascal Simon und Nicolas Magin für den Nationalkader 10m Armbrust des DSB. Diese Erfolge wurden durch die Teilnahme an den deutschen Meisterschaften 2023 in München-Hochbrück untermauert, wo fünf Schützen der Gesellschaft verschiedene Disziplinen erfolgreich bestritten.
Tradition und Werte im Schützenwesen
Das Schützenwesen hat als Teil der deutschen Kultur viele Krisenzeiten überdauert, einschließlich der Kriege und der gesundheitlichen Katastrophen des Mittelalters. Der Glaube an Grundwerte und Kameradschaft bleibt auch heute zentral, auch wenn in der schnelllebigen Zeit des 20. und 21. Jahrhunderts viel Wissen über Werte und Traditionen verloren gegangen ist. Der ehemalige Präsident des Deutschen Bundestages, Dr. Norbert Lammert, stellte 2007 fest: „Zukunft braucht Tradition und hat sie auch verdient!“ Diese Aussage betont die Bedeutung des Schützenwesens nicht nur für die Sportgemeinschaft, sondern auch für die Gesellschaft insgesamt.
In Anbetracht der Herausforderungen und des historischen Erbes lädt das Schützenwesen dazu ein, sich mit den Wurzeln dieser Tradition auseinanderzusetzen und die Werte, die über Generationen hinweg weitergegeben wurden, neu zu beleben. Die Schützengesellschaft Neustadt, als Teil dieser Traditionslinie, steht vor der Aufgabe, diese Identität in einer modernen Welt zu bewahren und gleichzeitig einen Dialog mit den Anwohnern zu führen.
