
Holocaust-Überlebender Ernst Krakenberger sprach am 17. Februar 2025 an vier Berufsschulen in Neuwied, einem bedeutenden Ereignis, das vom Verein „Haus Israel Neuwied“ organisiert wurde. Dabei stellte Krakenberger seine bewegende Lebensgeschichte vor, die ihn tief mit den Schrecken des Holocaust verbindet. Er ist 84 Jahre alt und seine Eltern überlebten vier Konzentrationslager. Geboren 1940 in den Niederlanden, verbrachte er die ersten viereinhalb Jahre seines Lebens versteckt bei einer katholischen Familie, nachdem seine Eltern 1939 aus Nürnberg geflohen waren, um dem nationalsozialistischen Regime zu entkommen.
Die Schüler der BBS Heinrich-Haus, Ludwig-Erhard-Schule, Alice-Salomon-Schule und David-Roentgen-Schule waren sehr interessiert an seinen Erzählungen. Krakenberger hob hervor, wie wichtig es sei, sich an die Schrecken des Holocaust zu erinnern. Die Fragen, die die Schüler stellten, spiegelten eine tiefe Neugier und ein starkes Interesse an der heutigen politischen Lage wider. Insbesondere betonte Krakenberger die Bedeutung von Orten wie Auschwitz, um die Realität des Holocausts nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.
Persönliche Erlebnisse und Erinnerungen
Krakenberger wurde aus Angst um sein Überleben während der deutschen Besatzung versteckt. Die traumatischen Erfahrungen und Erinnerungen an den Hungerwinter 1944/1945 hinterließen einen bleibenden Eindruck in seinem Leben. Nach dem Krieg lebte er 1945 wieder bei seinen Eltern, die über ihre Zeit in den Konzentrationslagern nie gesprochen haben. Zudem lebt Krakenberger seit 1966 in Deutschland, lehnt jedoch einen deutschen Pass ab. In Nürnberg erinnern neun Stolpersteine an Verwandte, die die Naziherrschaft nicht überlebten. Diese Gedenksteine sind Teil einer breiteren Erinnerungskultur, die in Deutschland an Bedeutung gewinnt.
Die Stolpersteine, die an den Eingängen ehemaliger Wohnorte der Holocaust-Opfer platziert werden, sind auch ein zentrales Element einer internationalen Initiative zur Erinnerung an die Opfer des Holocaust. Das Projekt „Make Their Memory Shine“, geleitet von Ethan Bergman, zielt darauf ab, diese Gedenksteine zu reinigen und somit die Schicksale der umgekommenen Menschen lebendig zu halten. Seit 2021 engagieren sich über 1.200 Freiwillige aus verschiedenen Hintergründen in 92 Städten und 23 Ländern. Durch lokale Aktivitäten wie Vorträge und Workshops wird außerdem die Aufklärung über den Holocaust gefördert.
Herausforderungen der Erinnerungskultur
Die Erinnerungskultur an den Holocaust ist jedoch nicht ohne Herausforderungen. Der Anstieg von Vandalismus und Diebstählen von Stolpersteinen, insbesondere in Deutschland, den Niederlanden und Österreich, sowie Sicherheitsbedenken haben die Reinigungsaktionen erschwert. Seit dem Hamas-Angriff am 7. Oktober 2023 ist die Zahl der nicht-jüdischen Freiwilligen zurückgegangen, was die Sorgen um die Sicherheit bei solchen Initiativen verstärkt hat. Bergman betont jedoch, dass das Gedenken an den Holocaust unabhängig von aktuellen politischen Konflikten bleiben sollte und in einer zunehmend heterogenen Gesellschaft einen zentralen Stellenwert einnimmt.
Die Diskussion über den Holocaust und Antisemitismus bringt verschiedene gesellschaftliche Stimmen zusammen, jedoch gibt es auch Herausforderungen in Bezug auf Inklusion. Christa Wolf erklärte treffend: „Das Vergangene ist nicht tot. Es ist nicht einmal vergangen“, was die anhaltende Relevanz der Erinnerung unterstreicht. Das Gespräch über Auschwitz und Antisemitismus muss inklusiv gestaltet werden, um den vielschichtigen Biografien in der deutschen Gesellschaft gerecht zu werden. Diese Offenheit und das Streben nach einem besseren Verständnis der Menschenwürde sind essenziell für eine erfolgreiche gesellschaftliche Integration.
Es ist deutlich, dass die Erinnerungsarbeit an den Holocaust auch heutige Generationen betrifft und unser Verständnis von Vergangenheit, Identität und gesellschaftlichem Zusammenhalt maßgeblich beeinflusst. Krakenberger und Initiativen wie „Make Their Memory Shine“ tragen entscheidend dazu bei, die Schrecken der Vergangenheit lebendig zu halten und ein Bewusstsein für die Bedeutung dieser Erinnerungen zu schaffen.