
In den letzten Jahren hat sich in Speyer viel getan, insbesondere im Hinblick auf das UNESCO-Welterbe und die damit verbundenen kulturellen Initiativen. Die Stadt, die bereits durch den imposanten Dom zu Speyer bekannt ist, hat nun auch dem Judenhof eine Welterbestätte verliehen bekommen. Dies geschah am 27. Juli 2021, als die SchUM-Städte Speyer, Worms und Mainz gemeinsam zum UNESCO-Welterbe ernannt wurden. Speyer ist somit die erste Stadt in Rheinland-Pfalz, die über zwei Welterbestätten verfügt.
Der Judenhof, einst das Zentrum der jüdischen Gemeinde in Speyer, beherbergt zahlreiche bedeutende historische Relikte, wie die Ruine der Synagoge, die die älteste noch stehende jüdische Kultstätte in Mitteleuropa aus dem Mittelalter darstellt. Auch das jüdische Ritualbad, das Mikwe, hat hier seinen Platz. Es wurde erstmals 1126 erwähnt und zählt zu den ältesten erhaltenen Mikwen in Deutschland. Historischen Aufzeichnungen zufolge siedelte Bischof Rüdiger Huzmann bereits 1084 Juden in der Nähe des Doms an und gewährte ihnen Privilegien, was einen wesentlichen Beitrag zur kulturellen Vielfalt und zum wirtschaftlichen Aufschwung der Stadt leistete.
Die Bedeutung der jüdischen Gemeinden
Die jüdischen Gemeindemitglieder in Speyer waren maßgeblich im Fernhandel und Bankwesen tätig, und sie unterhielten weitreichende Verbindungen zu jüdischen Niederlassungen in Südeuropa und dem Nahen Osten. Diese kulturellen und wirtschaftlichen Verbindungen trugen zur Blüte der jüdischen Gemeinde in der Region bei. Gemeinsam mit den Gemeinden in Worms und Mainz bildeten die jüdischen Gemeinden von Speyer den sogenannten Bund „SchUM“, der in rechtlichen und religiösen Fragen als Autorität galt.
Zusätzlich zu den historischen Stätten in Speyer sind auch weitere Denkmäler von Bedeutung. In Mainz wurden die Grabsteine auf dem Denkmalfriedhof und in Worms der jüdisische Friedhof Heiliger Sand in die Welterbeliste aufgenommen. Diese Orte sind Zeugen der mitteleuropäischen jüdischen Kultur und Theologie im Mittelalter und verdeutlichen die historische Bedeutung der SchUM-Städte.
Ein Besucherzentrum für das Welterbe
Um die Bedeutung dieses Welterbes weiter zu fördern und die Besucherströme zu lenken, sind Pläne für ein Besucherzentrum im Gange. Dieses Zentrum soll den Besuchern nicht nur Informationen über die historischen Stätten bieten, sondern auch die Geschichte und die kulturelle Bedeutung der jüdischen Gemeinden in Speyer aufbereiten. Das Domkapitel und die Stadt Speyer haben bereits erste Schritte unternommen, um eine enge Zusammenarbeit auf diesem Gebiet zu etablieren. Ziel ist es, ein spannendes und informatives Erlebnis für Touristen und Einheimische zu schaffen und die vielfältige Geschichte der Region erlebbar zu machen.
Die Entwicklungen rund um das Welterbe in Speyer sind ein Zeugnis für die dynamische Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte und den kulturellen Wurzeln der Stadt. Die Kombination aus historischer Substanz und modernen Besucheransätzen zeigt, dass Speyer nicht nur bewahren, sondern auch aktiv zur Erinnerung und zum Wissen über die eigene kulturelle Identität beitragen möchte.