
Ein schwerer Fall von häuslicher Gewalt hat in der vergangenen Woche in Westhofen für Schlagzeilen gesorgt. Ein 45-Jähriger raste frontal in ein Auto, in dem seine Frau und sein Schwiegervater saßen, und attackierte die beiden anschließend mit einem Messer. Diese schockierenden Details wurden von der Leitenden Mainzer Oberstaatsanwältin Andrea Keller bestätigt.
Bereits in der Vergangenheit gab es gravierende Vorfälle in der Beziehung des Mannes zu seiner Frau. Am 15. November wurde er wegen einer „gefährlichen Körperverletzung“ festgenommen, nachdem er seine Frau in einem Streit verletzt hatte. Allerdings wurde er kurz darauf wieder freigelassen, da keine Haftgründe vorlagen. Der Fall zeigt, wie schnell aus einem Streit ernsthafte Gewalt werden kann.
Vorangegangene Bedrohungen und Anzeigen
Vier Tage nach dem Unfall kam es zu einem weiteren Vorfall, bei dem der Mann seine Frau gewürgt und am Telefon angedroht haben soll, sie „auszulöschen“. In Reaktion auf diese Drohungen erstatte die Frau Anzeige gegen ihren Ehemann. Das Amtsgericht Worms erließ am 21. November ein Annäherungsverbot, das dem Mann vorschreibt, mindestens 100 Meter Abstand zu seiner Frau zu halten, für einen Zeitraum von sechs Monaten. Bereits vor diesem Verbot liefen familienrechtliche Verfahren am Wormser Amtsgericht.
Zusätzlich zu den Ermittlungen wegen versuchten Mordes steht der Ehemann auch im Fokus eines anderen Verfahrens, das sich mit Sexualdelikten befasst, welches sich jedoch noch in einem frühen Stadium befindet. Der beschuldigte Mann sitzt seit dem mutmaßlichen Mordversuch in Untersuchungshaft.
Häusliche Gewalt in Deutschland
Dieser Fall wirft ein Schlaglicht auf das weit verbreitete Problem der häuslichen Gewalt in Deutschland. Laut dem Bundeslagebild zur Häuslichen Gewalt wurden 2022 157.818 Fälle von Gewalt in Partnerschaften registriert, wobei 34,4 % auf innerfamiliäre Gewalt entfallen. Die häufigsten Delikte in Partnerschaften sind die vorsätzliche einfache Körperverletzung (59,3 %) und gefährliche Körperverletzung (10 %). Tragischerweise wurden im selben Jahr 133 Frauen durch ihre (Ex-)Partner getötet und 312 Versuche eines Tötungsdelikts an Frauen verzeichnet.
Die Dunkelfeldstudie „Lebenssituation, Sicherheit und Belastung im Alltag“ (LeSuBiA) soll weitere Einblicke in die Thematik geben. Bei der Erhebung sollen rund 22.000 Menschen zur Gewaltbelastung befragt werden. Ziel ist es, repräsentative Daten zur Gewaltbelastung von Frauen, aber auch von Männern zu erheben.
Die Geschehnisse in Westhofen präsentieren eine alarmierende Realität, die in vielen Familien zu finden ist und unterstreichen die Dringlichkeit, Frauen- und Opferschutz zu stärken. Das wachsende Bewusstsein für die Thematik ist ein wichtiger Schritt zur Bekämpfung häuslicher Gewalt in der Gesellschaft.
Für weitere Informationen über Partnerschaftsgewalt und Unterstützungsmöglichkeiten besuchen Sie bitte SWR, DJB und Frauenhauskoordinierung.